Gestaltung des Jugend- und Kulturgästehauses

Auf Grundlage des künstlerischen Konzeptes und der Entwürfe des renommierten Hamburger Künstlers Franz Erhard Walther und unter der künstlerischen Leitung von Martin Köttering erfolgte mit der Erbauung des Jugend- und Kulturgästehauses im Jahr 2000 eine Erweiterung der vorhandenen Gebäudekonstellation an der Koppelschleuse Meppen.

Walther begreift das Gebäude des Jugend- und Kulturgästehauses als Baukörper mit skulpturalen Qualitäten. Er schlägt eine Betrachtung des Baukörpers als Skulptur vor. Eine Gegenüberstellung der Formen der bankähnlichen Bauelemente und des langgestreckten zweigeschossigen Gästehauses zeigt, dass sie dem gleichen Formenvokabular strenger Geometrie entlehnt sind.

Die beiden kubischen Nebenbauten, rechts und links vor dem Hauptgebäude mit seinem segmentförmigen verglasten Anbau, stehen mit ihren gegenüberliegenden Fassaden jeweils in der Fluchtlinie der Bänke. Walther verfolgte hiermit die Verstärkung der axialen Wirkung dieses Abschnittes der Parkanlage.
Die Symmetrie ist ein formales Grundprinzip von Walthers Arealgestaltung, das von einer feinfühligen Auseinandersetzung des Künstlers mit der bereits zuvor vorhandenen Arealbebauung zeugt. Neben dem klassizistischen Symmetrieprinzip analog dem Kunstkreisgebäude erinnern die klaren einfachen Bauformen der beiden Kuben an die Baukunst des Bauhauses. Die dreiflügelige Anlage des Baukörpers lässt Parallelen zur barocken Palastarchitektur zu.
Die Konzentration auf formale Einfachheit, auf dezent gesetzte plastische Grundformen, ist auffällig bei Walthers Architektur- und Landschaftsgestaltung. Er verzichtete zugunsten klarer Formverhältnisse auf Bauschmuck, spielerische Elemente und Ornamente. Aspekte, die sich in der Gestaltung der Innenräume des Gästehauses wiederfinden. Walther nahm auch hier künstlerischen Einfluss auf die verwendeten Materialien, die innen architektonischen Formen, Proportionen, Farben und das Licht.

Das von Walther aus sieben Grundformen entwickelte Formvokabular spiegelt sich ebenfalls in den Siebdrucken des Künstlers, die im Hauptgebäude zu sehen sind, wider. Der von ihm verwendete Farbkanon besitzt auch hier wie im Haus selbst Gültigkeit.

Die Wortwerke an den Glasfronten im Eingangsbereich des Gästehauses erstrecken sich wie ein lyrisches Band und sind von Walther in unterschiedlicher Art aneinandergereiht worden.

Die Sprache findet bei Walther Einsatz als ein künstlerisches Material, das weder allein als Form noch ausschließlich als Vermittler von Inhalten zu interpretieren ist. Wortwerke schaffen für den Künstler unter Einbindung des Betrachters zusätzliche Räume vor dem Hintergrund des bisher Gesehenen, Erfahrenen, Erlebten. Auffällig bleibt, dass sich die Wortfelder Raum, Architektur und Zeit herauskristallisieren. Begriffe, die im engen Kontext mit dem Jugend- und Kulturgästehaus und der Parklandschaft stehen.

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